Stolpersteine Aurich

Erinnerungskultur und Stolpersteinarbeit in Aurich

1965

In Israel findet ein Seminar der Bundeszentrale für politische Bildung statt, an dem Johannes Diekhoff als Leiter des heutigen Europahauses teilnimmt. Zu diesem sucht Wolff Wolffs, letzter Vorsteher der jüdischen Gemeinde in Aurich, den Kontakt.

1970er

Der stellvertretende Landrat des LK Aurich, Günter Lüttge, besucht einige „Ex-Auricher“ in Israel und baut sportliche Kontakte auf.

1975

Siebtklässler der IGS Aurich-West erstellen einen Auricher Stadtplan mit eingezeichneter ehemaliger jüdischer Nachbarschaft. Die gebundene Dokumentation wird aus aller Welt nachgefragt. Die Kinder erwirken die Errichtung eines Gedenksteins auf dem Gelände der ehemaligen Synagoge.

1981

Die ehemaligen Schülerforscher von 1975 machen Abitur und reisen nach Israel, besuchen die bis dahin bekannten „Ex-Auricher“ und suchen nach weiteren ehemaligen Mitbürgerinnen und Mitbürgern. Seitdem gibt es fast regelmäßig alle zwei Jahre Besuche durch Jugendgruppen und durch andere Besuchergruppen der Deutsch-Israelischen Gesellschaft.

1983

Erstes Gruppen­treffen von „Ex-Aurichern“ mit Jugend­lichen in Beit Jitzchak

1984

Erster Besuch von „Ex-Aurichern“ aus Israel in ihrer Geburtsstadt

1989

Gründung der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Arbeitsgemeinschaft Ostfriesland. Der erste Vorsitzende ist Wolfgang Freitag. Er bleibt es bis 2020.

1992

Erstes Treffen von „Ex-Aurichern“ aus der ganzen Welt in Aurich. An dieser „Woche der Begegnung“ nehmen 51 Gäste aus Australien, den USA, Argentinien, Chile, Israel, Ecuador und Deutschland teil. Organisiert hatten das Treffen die Stadt Aurich, die Ev.-luth. Matthäusgemeinde Wallinghausen, die Dorf­ge­mein­schaft Egels-Popens und die DIG AG Ostfriesland (s. Foto, entstanden beim Stadtrundgang vor dem Auricher Schloss). Recht­zeitig erscheint zu diesem Anlass das Buch „Die Juden in Aurich“ von Herbert Reyer und weiteren Autoren (ISBN 3-925 365-66-4).

2002

Zweite „Woche der Begegnung“ mit Einweihung der Gedenkstelen auf dem Synagogenplatz. Hierin sind 310 Namen von jüdischen Mitbürgern eingraviert, die den Holocaust nicht überlebten. 32 Gäste aus Ecuador, den USA, Argentinien, Israel, Australien, den Niederlanden und Deutschland können in Aurich begrüßt werden.

2006

Im Landgericht Aurich wird die Wanderausstellung „Justiz im Nationalsozialismus“ präsentiert. Elf Fälle aus Ostfriesland, davon zwei aus Aurich, stellen die Unrechtsjustiz hier vor Ort plastisch dar.

2007

Am Eingang zum Syna­gogenplatz wird eine weitere von Bernd Clemenz Weber geschaf­fene Stele mit einem rekonstruierten Modell der Synagoge eingeweiht.

2010

Die Stadt Aurich und die DIG-Ostfries­land gründen den Arbeits­kreis „Stolper­steine“, dem sich bald weitere interes­sierte Auricher Bürgerinnen und Bürger anschließen.

Die DIG-Ostfriesland organisiert eine Fortbildung der Auricher Stadtführer-Vereinigung durch Rabbiner Jona Simon über jüdische Aspekte bei Stadtführungen.

2011

Am 8. November werden unter großer Anteilnahme der Auricher Bevölkerung die ersten 13 Stolpersteine durch Gunter Demnig verlegt. Pate des ersten Steines ist Reinhold Robbe, damals Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft.

2011/2012 lässt die DIG-Ostfriesland eine Familienbiografie der Familie Sternberg ins Deutsche übersetzen. Der Aurich betreffende Teil wird 2012 veröffentlicht: „Von Ostfriesland nach Louisiana – Flucht einer jüdischen Familie“ nach Hans J. Sternberg’s „We were merchants“.

2012

In diesem Jahr gibt es drei Verlegungen von insgesamt 87 Stolpersteinen. Dabei werden im Juni vor dem zum Europahaus gehörenden Haus „Wallheimer“, Breiter Weg 1, in Anwesenheit von mehreren Familienangehörigen aus Israel zwölf Steine verlegt. Später besucht der Chor „Kolot Bat Yam“ aus Israel seinen Patenstolperstein für Resi Wallheimer. Am Hohen Wall wird im Oktober eine 700 kg schwere Gedenkplatte ins Pflaster eingelassen. Sie trägt die Inschrift „Atar Bet HaKnesset“, übersetzt „Platz der Synagoge“.

2013

Neben den seit Jahren stattfindenden Gedenkfeiern zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar und zur Reichspogromnacht am 9. November werden weitere 56 Stolpersteine verlegt.

2014

Zu der Verlegung von 28 Stolper­steinen am  17. Juli reisen insgesamt 30 Gäste aus Israel, den USA, England und Deutschland an (s. Foto vor dem Hotel Hochzeitshaus)

2015

Bei vier Verlegungen von insgesamt 80 Stolpersteinen können immer wieder Familienangehörige begrüßt werden. Auch auswärtige Paten nehmen gerne an den Gedenkfeiern teil.

2016

Auf dem Ellernfeld wird am 17. Januar eine Gedenktafel zur Erinnerung an die Geschehnisse vom 10. November 1938 enthüllt. Am Tag nach der Reichspogromnacht nahm hier eines der dunkelsten Kapitel auch der Auricher Geschichte seinen Fortgang.

2017

Die DIG-Ostfriesland lässt die erste künstlerische Neuschöpfung einer Haggada seit fast 100 Jahren durch die Künstler Ricardo Fuhrmann und Daniel Jelin produzieren und beim Verlag Hentrich & Hentrich (ISBN 978-3-95565-203-6) ver­öffentlichen: „Die Haggada, die aus Ostfriesland kommt“.

2018

Im Weimarer Eckhaus Verlag erscheint das Buch „Stolperstein-Geschichten Aurich“ (ISBN 978-3-945294-19-2). Durch ein besonderes Sponsorenprojekt gelingt es, das Buch in Klassensätzen von bis zu 30 Exemplaren an mehr als 40 Schulen und Kirchen in Aurich und Umgebung für den Unterricht zu verschenken. Daneben werden weitere 26 Stol­persteine verlegt.

Im Kinocenter an der Emder Straße werden am 9. November Gedenktafeln der Künstler Ricardo Fuhrmann und Daniel Jelin zur Erinnerung an die Geschehnisse am 9. November 1938 in der 2017 abgerissenen damaligen sogenannten Bullenhalle eingeweiht.

2019

Im Eckhaus Verlag erscheint das Buch von Laura Hillman „Ich pflanze einen Flieder für dich“ (ISBN 978-3-945294-31-4). Die 1923 in Aurich als Hannelore Wolff geborene Jüdin erzählt darin ihre traurige Lebensgeschichte. Weitere 26 Stolpersteine werden verlegt.

2021
Am 24. Juni und am 5. Oktober werden in Aurich die vorerst letzten 48 Stolpersteine verlegt. Nun liegen vor 74 Häusern insgesamt 406 Stolpersteine.

2022
Die Lebenserinnerungen von Esther Wallheimer geb. Luxemburg, Ehefrau von Bernhard Wallheimer, geboren am 22.03.1925 in Aurich, werden im Verlag „Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ herausgegeben.

Die Verlegung weiterer Stolpersteine wird vorbereitet.